Zucht von Wasserschildkröten

Bei welchen Wasserschildkröten-Arten macht die Zucht keinen Sinn?

Die im Zoohandel und in Auffangstationen häufig anzutreffenden Wasserschildkröten-Arten zu vermehren ist alles andere als Sinnvoll. Diese Tiere stammen aus großen Zuchtfarmen im Süden der USA oder Südost-Asien, von wo aus sie für wenige Dollar (Rotwangen-Schmuckschildkröten sogar für Cent-Beträge!) in die weite Welt verschickt werden. Alle Arten werden sehr groß so dass jemand der sich soweit informiert dass er eine Schildkröte vom Züchter kaufen möchte kein Interesse an den Tieren haben wird. Ein artgerechtes Zuhause für die nun folgenden Arten zu finden ist ein Ding der Unmöglichkeit:

  • Hieroglyphen-Schmuckschildkröten (Pseudemys concinna concinna)
  • Florida-Rotbauch-Schmuckschildkröten (Pseudemys nelsoni)
  • Peninsula-Schmuckschildkröten (Pseudemys peninsularis)
  • Falsche Landkarten-Höckerschildkröten (Graptemys pseudogeographica pseudogeographica)
  • Mississippi-Höckerschildkröten (Graptemys pseudogeographica kohnii)
  • Ouachita-Höckerschildkröten (Graptemys ouachitensis)
  • Chinesische Dreikielschildkröten (Mauremys reevesii)
  • Chinesische Streifenschildkröten (Mauremys sinensis)

Wobei man von dieser Liste die Höckerschildkröten durchaus sinnvoll züchten kann, aber nur wenn man ausschließlich auf Männchen brütet. Dann sind das kleinbleibende Wasserschildkröten die kein Eiablageplatz benötigen. Es sind gute Wasserschildkröten für die Haltung als Haustier.

Die Zucht der drei Unterarten der Buchstaben-Schmuckschildkröte ist verboten

Da sie als invasive Tierarten gelten, ist die Zucht von folgenden Arten in der EU verboten:

  • Gelbwangen-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta scripta)
  • Cumberland-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta troostii)
  • Rotwangen-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta elegans)

Ach ja, in Deutschland verboten ist die Zucht von Geier- und Schnappschildkröten, aus gutem Grund.

Welche Wasserschildkröten-Arten sollte man züchten?

Sinnvoll ist die Zucht von kleinbleibenden Wasserschildkröten, einige dieser Arten sind hier aufgelistet: kleinbleibende Wasserschildkröten-Arten. Neben der dort aufgeführten Rückenstreifen-Zierschildkröte ist auch die Zucht der anderen Zierschildkröten-Unterarten empfehlenswert, denn diese werden nicht viel größer und eignen sich gut zur Haltung im Gartenteich. Ebenfalls zur Haltung im Gartenteich geeignet sind einige Formen der Europäischen Sumpfschildkröte, auch hier macht Zucht Sinn. Bei der Rotbauch-Spitzkopf-Schildkröte muss man „Geburtenkontrolle“ machen, diese Art ist recht vermehrungsfreudig und man bekäme sicher nicht für alle Jungtiere ein geeignetes neues Zuhause, wenn man nicht ein Teil der Eier vernichtet. Diese Aufzählung ist sicher nicht vollständig, soll aber an dieser Stelle reichen.

Wasserschildkröten-Schlüpflinge verschiedener Arten

Bei im Freiland bedrohten oder bereits ausgestorbenen Schildkrötenarten ergibt die Zucht natürlich auch Sinn. Dabei sollte man aber auf die Auswahl der Zuchttiere besonders achten, um Unterarten und Lokalformen rein zu vermehren. Mischlingsschildkröten sind nicht zur Auswilderung geeignet und bringen dem Artenschutz nichts. Bei der Zucht solcher Schildkröten sollte das Motto „If you don’t share a plant, you’ll loose it.“ sein. Nur wenn viele Züchter (und Zoos) vertrauensvoll zusammenarbeiten kann man letztlich etwas erreichen. Eine Organisation die sich dieser Aufgabe stellt ist Citizen Conservation.

Wie verhindere ich das sich meine Wasserschildkröten vermehren?

Einem Weibchen keine Eiablagemöglichkeit anzubieten wäre Tierquälerei und könnte mit einer tödlichen Legenot enden. „Verhütung“ ist bei Schildkröten jedoch denkbar einfach, man muss die Eier ja nicht ausbrüten. Nach der Eiablage buddelt man sie einfach aus, zerstört sie und entsorgt die Reste. Ein einfache Art ein Schildkröte-Ei zu zerstören, ist es, es wie ein Hühner-Ei zu kochen. Damit ist man dann auch kein Mörder, die Schildkröten-Eier ereilen dann schlicht das selbe Schicksal wie ein Frühstücks-Ei vom Huhn, nur ohne aufessen.

Ich halte 2 Schildkröten in einem Becken, eine männliche Gelbwangen-Schmuckschildkröte und eine weibliche Hieroglyphen-Schmuckschildkröte. Ist eine Paarung möglich? Werden sich Babys in den Eiern entwickeln?

Die verschiedenen Schmuckschildkröten können sich miteinander paaren und auch vermehren. Es ist jedoch im Aquarium ziemlich unwahrscheinlich, in den großen Zuchtfarmen der USA passiert das häufiger. Das Balzverhalten der verschiedenen Arten unterscheidet sich, wenn auch nur geringfügig, voneinander so dass eine erfolgreiche Paarung selten ist. Die Eier auszubrüten ist jedoch alles andere als sinnvoll, zum einen gibt es ja bereits genug zu groß gewordene Schmuckschildkröten in den Auffangstationen, zum anderen wollen die meisten Leute keine Mischlinge haben. Außerdem trägt das züchten von Bastarden der Arterhaltung nicht bei, irgendwann haben wir dann eine Heimtier-Schmuckschildkröte die von allen Arten etwas hat, aber keiner Art mehr zugeordnet werden kann.

Hochbedrohte Wasserschildkröten, wie diese Goldkopf-Scharnierschildkröte (Cuora aurocapitata), sollte man unbedingt züchten

Setze ich zur Paarung am besten das Weibchen zum Männchen oder umgekehrt?

Männchen und Weibchen sollte man bei allen Wasserschildkröten grundsätzlich getrennt halten. Nur zur Paarung werden die Geschlechter zusammengesetzt.

Rückenstreifen-Zierschildkröten bei der Paarung

Eine gern gestellte Frage ist, ob man das Männchen zum Weibchen ins Aquarium setzen soll oder umgekehrt. Eindeutige Antwort: das Männchen sollte zum Weibchen gesetzt werden! QUINN & GRAVES (1998) gaben männlichen und weiblichen Zierschildkröten die Wahl zwischen verschiedenen Wässern. Hatten die Zierschildkröten die Wahl zwischen Wasser aus ihrem Heimatgewässer und destilliertem Wasser, so bevorzugten sie ihr Heimat-Wasser. Wurden den Schildkröten jedoch die Wahl gelassen zwischen Wasser aus ihrem Heimatgewässer und Wasser aus einem anderen Gewässer, in dem jedoch auch Zierschildkröten vorkamen, gab es Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Den Männchen war es egal in welchem Wasser sie sich befanden, die Weibchen hielten sich aber signifikant länger in ihrem Heimat-Wasser auf. Was lernen wir daraus? Wasser ist nicht Wasser.

Woher weiß ich dass die Schildkröte bald Eier legt?

Meist erkennt man schon am Verhalten der Wasserschildkröte dass sie bald Eier ablegen wird. Die Tiere sind viel unruhiger und suchen oft den Landteil auf. Dort beriechen sie den vermeintlichen Eiablageplatz, befeuchten ihn eventuell mit Wasser und führen Probegrabungen durch. Man kann die Eier im Panzer einer Schildkröte auch ertasten, dies ist nicht ganz einfach, und bedarf ein wenig Übung, doch selbst dann kann man mal daneben liegen. Wenn man nix fühlt sagt dies recht wenig aus, da man nur Eier ertasten kann die bereits beschalt sind. Wichtig ist natürlich dass man auch an den richtigen Stellen tastet, dies ist vor dem Hinterbein (grüner Pfeil). Zwischen den Hinterbeinen (rechts und links vom Schwanz, roter Pfeil) kann man etwas rundliches ertasten, dies sind Knochen (und somit keine Eier). Man sollte jedoch nicht ständig nach Eier bei der Schildkröte suchen, dies stresst sie doch sehr. Außerdem besteht die Gefahr dass unvollständig verkalkte Eier beim ertasten zerstört werden.

Muss man die Zucht anmelden?

Bei artgeschützten Wasserschildkröten müssen die Eltern und die Jungtiere der zuständigen Behörde gemeldet werden. Ansonsten besteht bei der Zucht von nicht artgeschützten Wasserschildkröten in Deutschland zunächst kein Pflicht irgendetwas anzumelden. Aber, nach der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Durchführung des Tierschutzgesetzes gilt man ab einer jährlichen Nachzucht von mehr als 50 Schildkröten-Jungtieren pro Jahr als gewerbsmäßiger Züchter. Züchtet man teure Wasserschildkröten, dann gilt man schon früher als gewerbsmäßiger Züchter, nämlich bei einem jährlichen Verkaufserlös von mehr als 2000 Euro. Dann benötigt man eine Erlaubnis gemäß § 11 des Tierschutzgesetzes durch das Veterinäramt. Außerdem müssen die Einnahmen aus dem Verkauf von Jungtieren dem Finanzamt gemeldet werden. Sinnvoll ist es dafür ein Kleingewerbe anzumelden.

Literatur

Quinn, N. W. S. & B. M. Graves (1998): Home pond discrimination using chemical cues in Chrysemys picta. – Journal of Herpetology 32: S. 457-461.