Schädlinge & Plagegeister im Aquarium

Manchmal tauchen im Wasserschildkrötenaquarium Tiere auf die man dort nicht hineingesetzt hat. Hier erfährst du was das für Tierchen sein können, ob sie schädlich sind und wie man sie wieder loswird.

Planarien, Scheibenwürmer

Bei den Planarien handelt es sich um Tiere die ein wenig wie Egel aussehen. Es sind Würmer die zu den Plattwürmern gehören. Ein Regenwurm ist ein runder Wurm, die Scheibenwürmer sind hingegen platt. Es gibt mehrere Planarien-Arten im Aquarium, die haben oft einen dreieckigen Kopf (aber nicht immer). Sie können weiß oder braun sein, aber immer haben sie Augenflecken. Meistens trifft man sie eher in dunkleren Ecken des Aquariums an.

Planarien schaden weder Fischen noch Wasserschildkröten, wenn man zu viel füttert, dann vermehren sie sich jedoch extrem. Zur Bekämpfung ist es möglich die Wassertemperatur für eine Woche auf 32 °C zu erhöhen (am besten im Hochsommer), dann sterben die Würmer. Auch mit dem für viele Tierarten zugelassenen rezeptpflichtigen Antiparasitikum Fenbendazol ist eine Bekämpfung möglich. Fenbendazol tötet allerdings auch Schnecken und hält sich im Bodengrund lange, außerdem ist es nur über den Tierarzt zu beziehen. Ich empfehle jedoch eine Planarienfalle. Diese Fallen sind oft aus Glas, das können größere Wasserschildkröten zerstören, daher besser eine Planarienfalle aus Kunststoff* wählen.

Wenigborster

Auch andere Würmer kann man an der Scheibe finden. Meist sind es sogenannte Wenigborster. Diese haben im Gegensatz zu Planarien keine Augenflecken, zudem nicht den Schlundfleck und den verästelten Darm, den Planarien haben. Wenn man Wenigborster anstupst, dann bleiben sie getreckt, Planarien hingegen ziehen sich zusammen. Während Planarien über die Scheibe gleiten (wie Schnecken) bewegen sich Wenigborster eher kriechend (wie Raupen).

Süßwasserpolyp, Hydra

Die Süßwasserpolypen der Gattung Hydra werden meistens durch Lebendfutter ins Becken eingeschleppt. Man entdeckt die etwa 10-20 mm langen Tiere meistens an den Scheiben, dort halten sie sich mit einem Saugfuß fest und ihre Tentakeln werden von seichter Strömung im Wasser bewegt. Man kann Hydra theoretisch mit Kupfersulfat töten, aber dieses Zeug ist auch für Fische, Pflanzen und Schildkröten nicht ungefährlich, deshalb rate ich davon dringend ab. So ein Süßwasserpolyp ist eigentlich auch nicht gefährlich, deshalb besteht kein Grund ihn zu bekämpfen. Lediglich kleine Jungfische könnten von ihm gefangen und gefressen werden, aber selbst kleine Wasserschildkröten kann er nicht auffressen. Hydra ernährt sich von Lebendfutter, also insbesondere kleines Lebendfutter. Wenn es kein Lebendfutter gibt, dann stirbt er von alleine.

Hydra an einer (veralgten) Scheibe im Wasserschildkröten-Aquarium

Wie Planarien, so kann man auch Hydren mit Fenbendazol bekämpfen. Aber auch hier gilt wieder: es tötet auch Schnecken und ist rezeptpflichtig, also nur vom Tierarzt zu beziehen.

Schnecken

Schnecken werden meistens über Wasserpflanzen, die oftmals Gelege von Schnecken tragen, eingeschleppt. Schnecken sind eigentlich kein Problem im Wasserschildkröten-Aquarium, denn die meisten Arten sind als Lebendfutter willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan von Schildkröten. Bei einer Schneckenplage ist meistens eine zu reichhaltige Fütterung der Schildkröte die Ursache. Zu viele Schnecken schaden weder der Schildkröte, noch dem Aquarium, aber manche Leute finden es halt nicht schön. Die meisten Schnecken fressen Algen, so dass sie sogar durchaus nützlich sind.

Für alle Schnecken kann man eine Schneckenfalle* einsetzen um sie abzusammeln.

Blasenschnecken der Familie Physidae 

Die Blasenschnecke gibt es nicht, unzählige Arten können im Aquarium auftreten. Diese Schnecken sehen recht pummelig aus, aber mit ihren oft vorhandenen goldenen Punkten sind sie doch ganz ansehnlich. Blasenschnecken werden gerne von Wasserschildkröten gefressen und sind daher selten ein Problem. Die ähnlich aussenden Kleine Schlammschnecken vergreifen sich auch an lebenden Pflanzen als Nahrung, das machen Blasenschnecken nicht. Blasenschnecken fressen Algen und Futterreste.

Nadel-Kronenschnecke (Melanoides tuberculata)

Diese Schnecke ist auch unter dem Namen Malaiische Turmdeckelschnecke bekannt, beide deutschen Namen bezeichnen die gleiche Art. Nadel-Kronenschnecken haben gedrehte spitze Häuser und sind eigentlich ganz adrett anzusehen. Außerdem sind es überaus nützliche Schnecken, denn sie durchwühlen den Bodengrund und halten ihn locker. Nachts verlassen sie den Boden und man sieht sie dann teils massenhaft, das ist die Gelegenheit sie vom Boden und von den Scheiben abzusammeln und ihren Bestand zu reduzieren. Sie vermehren sich allerdings nur massenhaft, wenn es zu viele Futterreste gibt. Also unbedingt die Futtermenge der Wasserschildkröte kritisch hinterfragen. Nadel-Kronenschnecken werden von vielen Wasserschildkröten nicht so gerne gefressen.

Stachelige Turmdeckelschnecke (Mieniplotia scabra)

Diese Art sieht der Nadel-Kronenschnecke sehr ähnlich, hat aber mehrere Noppen bzw. Stachel am Gehäuse. Auch sie lebt im Bodengrund, kommt nachts heraus und wird nicht so gerne von Wasserschildkröten gefressen.

Posthornschnecken

Posthornschnecken werden bis zu 2,5 cm groß und es gibt sie in verschiedenen Farbformen. Sie fressen Algen und Futterreste, werden aber auch von Wasserschildkröten gerne aufgefressen. Es gibt zig verschiedene Posthornschneckenarten, mache knabbern auch zarte Pflanzen an. Zarte Wasserpflanzen haben bei Wasserschildkröten aber ja ohnehin keine Chance. Posthornschnecken sind im Schildkrötenaquarium selten eine Plage.

Tellerschnecken

Tellerschnecken sehen aus wie winzige Posthornschnecken, aber werden nur wenige Millimeter groß. Meistens werden sie über Wasserpflanzen eingeschleppt. Mit ihren zarten Schneckenhäusern sind sie bei Wasserschildkröten als Futter beliebt.

Springschwänze (Collembola)

Springschwänze sind Insekten und werden je nach Art nur unter einem Millimeter bis mehrere Millimeter groß. Sie können weiß oder bräunlich sein. Sie ernähren sich von verrottenden Pflanzenteilen und leben in feuchtem Boden und auf Wasseroberflächen. Springschwänze können nicht fliegen, aber für so kleine Tierchen doch immens weit und hoch springen. Meistens fallen sie erst nicht weiter ins Auge, erst wenn man genau die Wasseroberfläche beobachtet sieht man die kleinen springenden Pünktchen auf der Wasseroberfläche.

Springschwänze auf der Wasseroberfläche

Meistens werden Springschwänze mit Aquarienpflanzen oder Futterpflanzen in das Aquarium von Wasserschildkröten eingeschleppt. Manche Fische nehmen sie auch als Lebendfutter wahr und dann verschwinden sie von alleine.

Während die meisten Springschwänze eher länglich sind, gibt es auch welche die sind rund, passenderweise heißen sie Kugelspringer (Sminthurides aquaticus). Die leben und vermehren sich auf der Wasseroberfläche.

Alle Springschwänze sind für Fische, Pflanzen und Schildkröten völlig unbedenklich, da sie sich von abgestorbenen Pflanzen und Futterresten ernähren. Wasserschildkröten fressen die Springschwänze in der Regel nicht.

Ein Video von Springschwänzen findest du auf https://youtu.be/SykXadYRHJQ

Hüpferlinge

Hüpferlinge sind ungefähr das unter Wasser was Springschwänze auf der Wasseroberfläche sind. Es handelt sich um winzig kleine Krebse die ruckartig durch das Wasser „hüpfen“. In Aquarien mit Fischen kommen sie fast nie vor, da sie von den Fischen gerne gefressen werden. Wenn sich die Hüpferlinge allzu stark vermehren sollten, dann kann man also Fische (z. B. Guppys und andere Lebendgebährende Zahnkarfen) einsetzen. Meistens verschwinden die Hüpferlinge aber auch ohne Fische von alleine wieder. Sie sind unschädlich für Wasserschildkröten. Viel mehr sollte man sich über sie freuen, denn sie sind ein Zeichen für gute Wasserqualität.

Schmetterlingsmücken: Abortfliegen, Abwassermücke, Filterfliege, Gullyfliege & Co.

Diese Plagegeister fallen im Aquarium nicht weiter auf, erst wenn sie durch die Wohnung fliegen, wobei meistens sieht man sie an den Wänden sitzend. Es sind winzig kleine (1-5 mm) schmetterlingsartige Mücken mit sehr breiten Flügeln. Die Flügel und Fühler sind behaart. In Deutschland gibt es mehr als 100 verschiedene Arten. Eigentlich heißen sie Schmetterlingsmücken.

Bedeutende Arten sind Clogmia albipunctata und Psychoda grisescens.

Aufgrund ihrer Lebensweise, sie bewohnen gerne Abwasserrohre, werden sie auch Abortfliege, Abwassermücke oder Gullyfliege genannt. Auch Filter werden bewohnt, daher heißen sie manchmal auch Filterfliege. Diese Plagegeister können nicht stechen, sind aber doch lästig im Haus. In Krankenhäusern können sie ein Problem sein, weil sie Keime übertragen können.

Eine Abortfliege (um genau zu sein hier Clogmia albipunctata) auf Rauhfasertapete

Die Larven von Schmetterlingsmücken leben vom Biofilm in organisch stark belasteten Gewässern. Das kann ein Abwasserrohr sein, aber auch ein versifftes Aquarium. Die ausgewachsenen Schmetterlingsmücken fliegen durch die Wohnung und sitzen an den Wänden. Die erwachsenen Schmetterlingsmücken nehmen keine Nahrung zu sich oder saugen ein paar Pflanzensäfte, sie sterben nach ein paar Tagen.

Die ausgewachsenen Schmetterlingsfliegen kann man einfach mit einem Staubsauger „einsammeln“. Zur Bekämpfung ist es notwendig die Orte der Larvenentwicklung zu säubern (Hamburger Mattenfilter, offene Filter, dreckige Aquarien, Abwassersiphon).