Von allen Dosenschildkröten ist die Florida-Dosenschildkröten sicherlich die schönste. Sie sehen fast aus wie Miniatur-Ausgaben der Strahlenschildkröte (Astrochelys radiata). Außerdem sind sie zweifellos die pflegeleichtesten Dosenschildkröten überhaupt.
Während man bei der Dreistreifen-Klappschildkröten baurii mit zwei i schreibt ist bei der Florida-Dosenschildkröten nur ein i korrekt.
Terrapene carolina bauri kommen aus Nordamerika und vertragen daher auch mal etwas kühlere Temperaturen, im Gegensatz zu den Dosenschildkröten aus Mexiko. Gleichzeit kommen sie aber so weit im Süden von Nordamerika vor, dass sie keine Überwinterung im Kühlschrank benötigen.
Die Systematik der Florida-Dosenschildkröte ist umstritten, daher gibt es derzeit zwei anerkannte wissenschaftliche Namen. Einmal als Unterart der Carolina-Dosenschildkröten (Terrapene carolina bauri) und einmal als eigene Art (Terrapene bauri).
Terrapene bauri = Terrapene carolina bauri
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Größe
Im Durchschnitt sind die Männchen größer als die weiblichen Florida-Dosenschildkröten. Die Panzerlänge der Weibchen liegt zwischen 12,1 und 15,8 cm, während männliche Terrapene carolina bauri zwischen 12,8 und 17,3 cm Panzerlänge erreichen. Die Weibchen sind meistens hochgewölbter als die Männchen (ERNST et al. 1998, VERDON & DONNELY 2005).
Vorkommen
Man kann anhand des deutschen Namens drauf kommen: Die Florida-Dosenschildkröte stammt aus Florida! Der sogenannte Panhandle („Pfannenstiel Floridas“) wird allerdings von der Riesen-Dosenschildkröte (Terrapene carolina major) bewohnt. Im Nord-Osten Floridas gibt es Hybriden mit der Dreizehen-Dosenschildkröte (Terrapene carolina triunguis) (FARRELL et al. 2006).
Lebensraum
Die Dosenschildkröten sind vermutlich von allen Sumpfschildkröten am besten an ein Leben an Land angepasst. Die Florida-Dosenschildkröte ist ein Generalist, der eine Vielzahl verschiedener Habitate bewohnt. Die Bandbreite der Lebensräume ist größer als bei anderen Dosenschildkröten. Terrapene c. bauri bewohnt Wiesen, lichte und sumpfige Wälder, Seegrasbestände und sogar relativ trockene Lebensräume, wie sandiges Gestrüpp und Kiefernwälder. Mesische Lebensräume (also mittelfeucht, wie Palmen- und Eichenwäldchen) werden weniger besiedelt. Richtig feuchte Lebensräume, wie flache Tümpel und die Everglades werden nicht bewohnt (FARRELL et al. 2006).
Der Boden besteht im Lebensraum von Florida-Dosenschildkröten aus Laubstreu, Palmwedeln, Gras, Sand oder Erde, ist also sehr vielfältig. Dabei wird im Frühling und Sommer Laubstreu oder Gras bevorzugt, im Herbst Erde oder Gras. Jungtiere vermeiden jedoch Gras und bewohnen feuchte Erde (DODD 2001).
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Im Zoohandel bekommt man normalerweise keine Florida-Dosenschildkröten. Es gibt auch nur wenige Züchter in Europa. Gelegentlich werden auf terraristik.com Nachzuchten angeboten, dort solltest du mit dem wissenschaftlichen Namen suchen. Ich züchte diese Art nicht.
Terrarium
Dosenschildkröten gehören zwar zu den Neuwelt-Sumpfschildkröten, genau wie beispielsweise Gelbwangen-Schmuckschildkröten, aber sie haben sich an ein Leben an Land angepasst. Daher pflegt man Dosenschildkröten in einem Terrarium, nicht in einem Aquarium.
Terrariengröße für Jungtiere
Wenn man sich Jungtiere anschafft, dann genügt zunächst ein kleines Terrarium mit vielleicht 40 bis 60 cm Kantenlänge. Zur Beleuchtung genügt eine 35 Watt Halogen-Metalldampf-Lampe mit UV-Anteil, wie zum Beispiel ein Komplett-Set von Lucky Reptile Bright Sun UV Desert*. Unter der Lampe sollten 40 – 45 °C erreicht werden, damit die Dosenschildkröten die Möglichkeit haben sich zu sonnen.
Als Terrarium eignen sich für Florida-Dosenschildkröten insbesondere oben offene Terrarien, bzw. Terrarien mit Gitterdeckel. Für Jungtiere beispielsweise das Exo Terra Terrarium mit 60 x 45 cm* Grundfläche.
Bodengrund
Kleine Dosenschildkröten leben sehr versteckt, sie buddeln sich gerne im feuchten Bodengrund ein. Als Bodengrund gut geeignet ist feine Pinienrinde. Die Körnung für Jungtiere sollte die Pinienrinde 2-8 mm* oder 2-10 mm* haben. Ich kaufe dafür nicht die Pinienrinde aus der Terraristik, sondern die aus der Gartenabteilung. Sehr gut geeignet ist auch das Schildkrötensubstrat von Floragard*. Für Jungtiere im ersten halben Jahr sollte die Substrathöhe mindestens fünf Zentimeter betragen. Ist die Substratschicht dicker, ist es allerdings einfacher eine ausreichende und gleichmäßige Feuchtigkeit im Boden zu gewährleisten. Als Versteckplatz wird zusätzlich eine Ecke mit feuchtem Spagnum-Moos* geboten.
Terrariengröße für ausgewachsene Dosenschildkröten
Mit dem Wachstum der Dosenschildkröten werden größere Terrarien nötig. Die Faustformel zur Berechnung der Terrarienlänge ist: Panzerlänge mal acht für zwei Dosenschildkröten. Für ausgewachsene Florida-Dosenschildkröten ist ein Terrarium mit einer Grundfläche von 150 x 60 cm Länge empfehlenswert. Der Bodengrund besteht wieder aus Pinienrinde, wie bei Jungtieren. Die Substrathöhe sollte mindestens 15 cm betragen, da Weibchen bis zu 10 cm tiefe Löcher zur Eiablage buddeln. Es ist empfehlenswert eine Ecke mit einer Mischung aus Pinienrinde und Sand zur Verfügung zu stellen, solch eine Mischung wird gerne zur Eiablage genutzt. Größere Dosenschildkröten benötigen auch eine stärkere Lampe, man sollte einem einzelnen Männchen mindestens eine 50 Watt-HQI bieten, für zwei Weibchen mindestens eine 70 Watt-HQI, beispielsweise als Set von Lucky Reptile Bright Sun UV*.
Versteckmöglichkeit
Pro Dosenschildkröte muss im Terrarium mindestens eine Versteckmöglichkeit geboten werden. Dazu eignen sich beispielsweise Rindenstücke gut.
Bademöglichkeit
Klar, Dosenschildkröten sind vorrangig landlebend. Aber sie baden gerne und ausführlich. Der Wasserstand in ihrer Badeschüssel sollte nicht höher sein als ihr Panzer hoch ist, so dass sie nicht viel schwimmen müssen. Der Rand der Schale muss, insbesondere für Jungtiere, leicht zu überklimmen sein. Gut geeignet ist beispielsweise ZooMed Repti Ramp*. Für große Dosenschildkröten sind Pflanzenwannen* oder Euroboxen* als Bademöglichkeit gut geeignet oder andere Gefäße in Katzenklo-Größe. Die Wasserstelle für ausgewachsene Dosenschildkröten sollte zwischen 50 und 80 cm lang sein, 30-50 cm breit und eine Wasserstand von 8-15 cm.
Dosenschildkröten schleppen viel Erde in ihre Bademöglichkeit, sollen daraus aber ja auch Trinkwasser aufnehmen. Daher ist es erforderlich das Wasser dort täglich zu wechseln.
Freilandhaltung
Eine sommerliche Freilandhaltung von Florida-Dosenschildkröten ist möglich. So pflegt SCHLICHTER (2017) seine Terrapene c. bauri von Mitte Mai bis Ende August im Freiland, bietet aber ein Frühbeet für kältere Tage an. Ein gutes Frühbeet für Dosenschildkröten ist beispielsweise das Beckmann Allgäu*. Aber auch andere Frühbeete mit mindestens 10 mm, besser 16 mm dicken Doppelstegplatten sind geeignet.
Im Freilandterrarium ist es auch möglich die Geschlechter gemeinsam zu pflegen, vorausgesetzt es ist nur ein Männchen mit mehreren Weibchen und das Freigehege ist mit Stämmen, Steinen und Pflanzen reichlich strukturiert.
Als Bademöglichkeit im Freiland ist eine Duschwanne von der Größe her ideal. Alternativ geht natürlich auch ein Folienteich in entsprechender Größe. Mit Steinen und Holzstämmen muss der kleine Teich so gestaltet werden, dass die Dosenschildkröten ihn bequem laufend verlassen können.
Die Idee bei der Freilandhaltung in Mitteleuropa ist es, in unserem Sommer den Winter aus Florida zu bieten. Während des restlichen Jahres werden dann im Terrarium höhere Temperaturen geboten, tagsüber 25-27 °C, unter dem Strahler 40-45 °C und nachts 20 °C.
Jahresrhythmus
Auf der Halbinsel Florida sind Terrapene c. bauri das ganze Jahr über aktiv. Eine Winterstarre, wie sie von weiter nördlich vorkommenden Dosenschildkröten-Arten eingelegt wird, ist im warmen Florida nicht nötig. Am aktivsten sind Florida-Dosenschildkröten im Frühjahr und Herbst (FARRELL et al. 2006).
Ich pflege meine Florida-Dosenschildkröten das ganze Jahr über im Haus im Terrarium. Dabei biete ich ihnen einen Jahresrhythmus über unterschiedliche Tageslichtlänge:
Monat | Licht- Länge |
Januar | 10 h |
Februar | 10h |
März | 11 h |
April | 12 h |
Mai | 12 h |
Juni | 13 h |
Juli | 13 h |
Aug. | 12 h |
September | 11 h |
Oktober | 11 h |
November | 10 h |
Dezember | 9 h |
Die Temperatur in ihren oben offenen Terrarien reguliere ich weniger. Durch die starke Beleuchtung ist es tagsüber aber natürlich deutlich wärmer als nachts. Während der Nacht haben meine Florida-Dosenschildkröten einfach Zimmertemperatur. Im Sommer ist es in ihren Terrarien automatisch wärmer, denn sie leben in einem Raum unter dem Dach. So sind im Hochsommer dort tagsüber locker 25 °C. Weil ihre Terrarien in einem Raum mit vielen Wasserschildkröten stehen ist die Luftfeuchtigkeit automatisch hoch, bei etwa 60 % im Raum. Durch den feuchten Bodengrund ist die Luftfeuchtigkeit in Schildkröten-Höhe aber bestimmt sogar höher.
Ernährung in der Natur
Dosenschildkröten sind Allesfresser (omnivor), sie nehmen also tierische und pflanzliche Nahrungsbestandteile zu sich. Jungtiere tendieren mehr zu tierischer Nahrung (carnivor), aber je älter Dosenschildkröten werden, desto mehr pflanzliche Nahrung wird gefressen (FARRELL et al. 2006).
In der Natur werden von Dosenschildkröten unter anderem Pilze, Blaubeeren, Feigen und Erdbeeren gefressen. Aber vor allem eine große Auswahl verschiedener Nackt- und Gehäuseschnecken, Würmer, Tausendfüßer, Spinnen, Käfer, Schmetterlinge, Grillen, Grashüpfer, Fliegenmaden, Asseln und Schaben. Daneben werden auch Fische, Molche, Schlangen und Vögel, vornehmlich in Form von Aas, verzehrt (ERNST & LOVICH 2009). Also im Grunde alles was kreucht und fleucht.
Fütterung im Terrarium
Dosenschildkröten sind Fans von Lebendfutter, beispielsweise in Form von Heimchen, Heuschrecken oder Asseln. Gerne angenommen werden auch Regenwürmer und Schnecken. Aber Dosenschildkröten verzehren auch getrocknete Bachflohkrebse. Allein vom Namen schon, fressen Dosenschildkröten auch Dosenfutter. Sogar trockene Pellets für Wasserschildkröten werden von Florida-Dosenschildkröten aus einem Napf gefressen.
Dosenschildkröten fressen an Land!
Zur Versorgung mit Kalzium muss immer Sepia* zur Verfügung stehen.
Als pflanzliche Futtermittel sind ungiftige Wildkräuter und Salate gut geeignet. Weil Dosenschildkröten zu einem Ohrabszess neigen und dieser durch einen Mangel an Vitamin A ausgelöst werden kann, sollte man etwa einmal wöchentlich geriebene Möhren anbieten.
Der Anteil pflanzlichen Futters sollte bei etwa 30 % liegen. Wird Obst angeboten, so darf es nicht mehr als 5 % der Nahrung ausmachen. Den Hauptteil der Nahrung machen tierische Futtermittel aus.
Viele Dosenschildkröten-Pfleger bieten ihren Tieren Obst an. Gerne von Dosenschildkröten gefressen werden beispielsweise Blaubeeren (& andere Beeren), Bananen, Birnen und Pfirsiche. Sicherlich fressen Dosenschildkröten in der Natur auch mal Obst. Aber in der Natur ist Obst nur saisonal kurz verfügbar. Zudem enthält Wildobst deutlich weniger Zucker als Zuchtobst. Der Zuckergehalt von unserem Gemüse entspricht dem von Wildobst. Daher sollten Dosenschildkröten nur wenig Obst (maximal einmal im Monat) bekommen und eher Gemüse. Geeignetes Gemüse ist beispielsweise Paprika und Möhre. Süßkartoffeln und Kürbis werden gerne gefressen wenn sie vorgegart sind.
Von PFAU & JASSER-HÄGER (2006) wird folgende Futterfrequenz für Dosenschildkröten vorgeschlagen: Jungtiere bekommen sobald sie gut fressen nur noch jeden zweiten Tag Futter. Die Menge ist so bemessen, dass das Futter innerhalb weniger Minuten verzehrt ist. Ab einem Lebensalter von sechs Monaten aufwärts bekommen ihre Dosenschildkröten jeden dritten Tag Futter. Sie wollen mit diesem Fütterungsregime einen zu flachen Panzer, Höckerbildung und nach oben gewölbte Panzerränder vermeiden.
Gruppenhaltung
Während nicht geschlechtsreife Florida-Dosenschildkröten noch ziemlich verträglich sind, ändert sich dies spätestens mit Beginn der Pubertät. Männliche Florida-Dosenschildkröten sind extrem zänkisch und untereinander bissig. Sie müssen strikt einzeln gepflegt werden und kommen nur zur Paarung zu den Weibchen. Weibliche Dosenschildkröten sind verträglich und können meistens das ganze Jahr über in rein weiblichen Gruppen gehalten werden. Die Schildkröten einer Gruppe sollten aber ungefähr die gleiche Größe haben.
Geschlechtsunterschiede
Männliche Dosenschildkröten haben ein konkaven Bauchpanzer, also eine Delle, die sie für die Paarung benötigen. Der Bauchpanzer der Weibchen ist flach oder leicht konvex. Die Zehen der Hinterbeine haben starke Krallen, die bei den Männchen deutlich größer sind als bei den weiblichen Dosenschildkröten. Die Anzahl der Krallen an den Hintergliedmaßen kann drei oder vier sein, sagt nichts über das Geschlecht aus und kann sogar an den beiden Hinterbeinen unterschiedlich sein. Der Schwanz von männlichen Dosenschildkröten ist etwas länger und dicker als der von Weibchen. Die Augenfarbe kann bei anderen Dosenschildkröten zur Geschlechtsbestimmung herangezogen werden, aber nicht bei Florida-Dosenschildkröten.
Vermehrung
In Florida können sich fast das ganze Jahr über Dosenschildkröten paaren. Die Eiablagen finden aber vornehmlich von April bis Juli statt. Ein Gelege kann aus einem bis fünf Eiern bestehen, meistens sind es zwei. In der Natur werden ein bis drei Gelege pro Jahr abgelegt (DODD 1997). Die Brutdauer beträgt 70 – 80 Tage. Dosenschildkröten haben eine temperaturabhängige Geschlechtsfixierung. Bei 25 °C schlüpfen mehr Männchen, bei 30 °C fast nur Weibchen aus den Eiern (FARRELL et al. 2006).
Bei Haltung von Florida-Dosenschildkröten im Terrarium sind das ganze Jahr über Eiablagen möglich. Paarungen finden oft im Wasser statt, sind aber auch an Land möglich.
Literatur
Pfau, B. & I. Jasser-Häger (2006): Ernährung von Dosenschildkröten. – Radiata 15 (4), S. 33-39.
Ernst, C. H., J. C. Wilgenbusch, T. P. Boucher & S. W. Sekscienski (1998): Growth, allometry and sexual dimorphism in the Florida box turtle, Terrapene carolina bauri. – Herpetological Journal, 8(2), S. 72-78.
Dodd, C. K. (1997): Clutch size and frequency in Florida box turtles (Terrapene carolina bauri): implications for conservation. – Chelonian Conservation and Biology, 2, S. 370-377.
Farrell, T. G., C. K. Dodd Jr. & P. G. May (2006): Terrapene carolina – Eastern Box Turtle. – In: Meylan, P. A. (Hrsg.): Biology and Conservation of Florida Turtles. – Chelonian Research Monographs No. 3, S. 235 – 248.
Franklin, C. J. & D. C. Killpack (2009): The Complete North American Box Turtle. – ECO Herpetological Publishing & Distribution (Rodeo): 242 S.
Schlichter, T. (2017): Haltung und Vermehrung der Florida Dosenschildkröte (Terrapene carolina bauri) in Norddeutschland. – Radiata 26 (2), S. 28-34.
Verdon, E. & M. A. Donnelly (2005): Population structure of Florida box turtles (Terrapene carolina bauri) at the southernmost limit of their range. – Journal of Herpetology, 39(4), S. 572-577.