Weender Futtermittelanalyse

Auf vielen Futtermitteln findet man Angaben wie Rohprotein, Rohfett, Rohfaser, Rohasche… Doch was ist das? Antworten gibt die Weender Futtermittelanalyse.

Die Weender Analyse ist nach der Ortschaft Weende bei Göttingen benannt, entwickelt wurde sie bereits 1864.

Rohwasser und Trockensubstanz

Der erste Analyse-Schritt ist die Unterscheidung von Rohwasser und Trockensubstanz, dazu wird das Futtermittel auf 103°C erwärmt. Das Rohwasser umfasst dann alle bei 103°C flüchtigen Bestandteile, wie Wasser, einige Fettsäuren, Alkohol, ätherische Öle. Alles andere ist die Trockensubstanz, sie wird in weiteren Schritten in Rohasche, Rohprotein, Rohfett, Rohfaster und N-freie Extraktstoffe unterteilt.

Rohasche

Zur Bestimmung der Rohasche wird das Futtermittel in einem Ofen bei 550°C verascht, der Rückstand wird als Rohasche bezeichnet und enthält Mineralstoffe (z.B. Calcium) und andere anorganische Substanzen (wie z. B. Sandanhaftungen).

Das Kalzium-Phosphor-Verhältnis (Ca/P) kann man leicht ausrechnen. Man teilt einfach den Analysewert vom Kalzium durch den Phosphorwert. Das Ca/P-Verhältnis hat keine Einheit.

Rohfett

Als Rohfett werden alle Stoffe bezeichnet die sich in Petroläther lösen lassen, dies sind neben den eigentlichen Fetten unter anderem Carotinoide (beispielsweise Beta-Carotin) und fettlösliche Vitamine (A, D, E, K).

Rohprotein

Bei der Rohprotein-Bestimmung werden neben dem eigentlichen Eiweiß auch einzelne andere stickstoffhaltige Stoffe mit erfasst. Dies fällt insbesondere bei Insekten ins Gewicht, denn deren schwerverdauliche Chitin-Hülle enthält ebenso Stickstoff und „erhöht“ somit den Rohproteingehalt des Futtermittels. Mit dem so genannten Kjeldahlverfahren lässt sich das Rohprotein bestimmen, es enthält alle Stickstoffhaltigen organischen Verbindungen, also neben den Proteinen (=Eiweiße), auch Amine, freie Aminosäuren, Ammoniumsalze etc.

Rohfaser

Als Rohfaser werden fett- und aschefreie Stoffe bezeichnet die in Säuren und Laugen unlöslich sind, beispeilsweise Zellulose und andere schwer verdauliche pflanzliche Bestandteile. Die Rohfaser entspricht etwa dem, was beim Menschen als „Ballaststoff“ bekannt ist. Doch anders als der Mensch, können viele Pflanzenfresser die Rohfaser-Bestandteile verdauen, es ist für sie also kein „Ballast“.

Theoretisch können tierische Futtermittel keine Rohfaser enthalten. Aber sie tun es in der Analyse dann doch. Dies lässt sich nicht auf pflanzliche Strukturstoffe zurückführen, sondern oftmals auf Gerüstsubstanzen wie Chitin (welches sich in der Analyse wie Rohfaser pflanzlicher Herkunft verhält). Aber auch im Darminhalt der Futtertiere können natürlich noch pflanzliche Stoffe vorhanden sein, die als Rohfaser auftauchen.

N-freie Extraktstoffe (NfE)

Die Stickstoff-freien Extraktstoffe werden auf der Packung nicht mit angegeben, da diese Gruppe nicht per Analyse sondern rein rechnerisch erfasst wird. Die Trockensubstanz abzüglich Rohasche, Rohfett, Rohprotein und Rohfaser ergibt die N-freien Extraktstoffe, dies sind unter anderem Stärke und Zucker.

Angaben in g/kg kann man leicht in % umrechnen: 1 % entpricht 10 g/kg (also mal 10), umgekehrt enspricht 1 g/kg dann 0,1 % (also geteilt durch 10).

Goldkopf-Scharnierschildkröte (Cuora aurocapitata)

Sticks und Bachflohkrebse im Vergleich

 SticksGammarus
Rohprotein40 %40 %
Rohfett7%5 %
Rohfaser1 %7 %
Rohasche9 %40 %

Ich habe hier mal ein Beispiel rausgenommen, die Sticks der verschiedenen Hersteller haben eine unterschiedliche Zusammensetzung. Auch für Gammarus gibt es unterschiedliche Analysen. Wie man sieht unterscheiden sich Sticks und Bachflohkrebse (Gammarus) nicht wesentlich im Protein-Gehalt, daher ist die Behauptung dass Sticks zu viel Proteine für Wasserschildkröten enthalten so auch nicht richtig. Viel entscheidener ist dass Sticks im Gegensatz zu Bachflohkrebsen einen deutlich geringeren Rohfaser und Rohasche-Gehalt haben. Rohfaser und -asche sind jedoch bei der Ernährung von Wasserschildkröten ganz entscheidene Faktoren, sie tragen entscheidend zu einem Sättigungsgefühl und funktionierender Darmperistaltik bei.

Außerdem fällt bei genauerem Nachrechnen auf dass Gammarus 7 % N-freie Extraktstoffe, Sticks hingegen 43 % N-freie Extraktstoffe enthalten. Die in Sticks enthaltene große Menge an Kohlenhydraten ist leicht verdaulich und führt zu einer hohen Energiezufuhr durch Sticks.
Daher gewinnen im Vergleich der beiden häufig eingesetzten Schildkrötenfutter ganz klar die Bachflohkrebse, sie sollten vor Sticks ganz klar bevorzugt werden.