Chinesische Streifenschildkröten, Mauremys sinensis

Neuerdings wird diese Wasserschildkröte nicht mehr in die Gattung Ocadia sondern in die Gattung Mauremys gestellt, wird dann also als Mauremys sinensis (GRAY, 1834) bezeichnet. In älterer Literatur findet man diese Wasserschildkröte noch unter dem Namen Ocadia sinensis. Ein weiterer deutscher Name, unter der die Art gelegentlich im Zooladen angeboten wird, ist Bunte Dreikielschildkröte. Streifenschildkröten haben nämlich auch drei Kiele, ähnlich der Chinesischen Dreikielschildkröte. Die seitlichen Kiele sind bei Mauremys sinensis aber schwächer ausgeprägt. Es gibt auch Mischlinge mit Chinesischen Dreikielschildkröten.

Ihren Namen haben Streifenschildkröten aufgrund der hübschen Streifenzeichnung an ihrem Kopf

Erwerb

Gelegentlich werden Chinesische Streifenschildkröten im Zoohandel angeboten, Züchter gibt es leider hierzulande nicht sehr viele. Die in Zoohandlungen angebotenen Schlüpflinge stammen in der Regel von chinesischen Schildkrötenfarmen. Da diese Wasserschildkröte relativ groß wird, landen auch in Auffangstationen immer wieder mal Mauremys sinensis und suchen ein neues Zuhause.

Mauremys sinensis wird im CITES-Anhang III und im Anhang C der EU-Artenschutzverordnung geführt. Sie benötigt beim Handel innerhalb der EU jedoch keinerlei Papiere und ist auch nicht meldepflichtig. Die Bedrohung der Chinesischen Streifenschildkröte geht auf Lebensraumzerstörung, Verzehr und Verwendung in der traditionellen chinesischen Medizin zurück.

Ausgewachsenes Weibchen einer Chinesischen Streifenschildkröte

Größe

Chinesische Streifenschildkröten werden relativ groß. Weibchen können eine Panzerlänge von 27 cm erreichen. Die Männchen bleiben mit maximal 20 cm Panzerlänge etwas kleiner. Da es relativ hochrückige Wasserschildkröten sind, wirken Streifenschildkröten massig.

Ausgewachsenes Pärchen von Streifenschildkröten (Mauremys sinensis) der

Geschlechtsunterschiede

Weibliche Streifenschildkröten haben einen deutlich kürzeren Schwanz als Männchen. Des weiteren ist die Kloake, die gemeinsame Körperöffnung für Darm-Harn-und-Geschlechtsorgane, bei Weibchen noch innerhalb des äußeren Panzerrandes, beim Männchen jedoch deutlich außerhalb.

Links ein Männchen und rechts eine weibliche Streifenschildkröte

Bei Jungtieren ist eine Geschlechtsbestimmung noch nicht möglich. Zur sicheren Unterscheidung von Männchen und Weibchen sollten Streifenschildkröten mindestens 10-12 cm Panzerlänge haben.

Verbreitung

Mauremys sinensis kommt in China von Shanghai in einem breiten Streifen entlang der Küste über das südliche China bis nach Quảng Ngãi in Vietnam vor. Außerdem kommen Chinesische Streifenschildkröten auf der Insel Hainan und in Taiwan vor (TTWG 2017).

Die Lebensräume sind vielfältig, neben Bächen, Flüssen, Seen und Teichen werden auch Reisfelder und Tempelteiche bewohnt.

In vielen Punkten (Aussehen, Ernährung, Verhalten) ähnelt die Streifenschildkröte den nordamerikanischen Schmuckschildkröten. Es ist die Schmuckschildkröte Asiens!

Die Streifenschildkröten sollen je nach Herkunftsgebiet eine leicht unterschiedliche Färbung haben. Der Rückenpanzer von Tieren aus dem Chinesischen Festland und Hongkong soll gräulich mit dunklen rotbraunen Kielen sein. Die Streifenschildkröten aus Taiwan sind heller und haben intensiv orange gefärbte Kiele. Wohingegen Mauremys sinensis aus Vietnam und Hainan bräunlich sind (BLANCK & KREMSER 2008). SCHILDE (2007) unterscheidet in eine Festlandform und eine Taiwan-Form. Bei der Festlandform sollen die gelblichen bis rötlichen Markierungen auf den Rippen- und Wirbelschildern im Laufe des Wachstums verschwinden. Bei der Taiwan-Form sollen die Markierungen auch im Alter deutlich sichtbar bleiben. In der Draufsicht sollen Festland-Streifenschildkröten einen rundlichen Rückenpanzer besitzen, die Taiwan-Streifenschildkröten hingegen eher einen länglichen Rückenpanzer (TWARDAK 2010).

Rückenpanzer (Carapax) einer Chinesischen Streifenschildkröte (Mauremys sinensis)

Aquarium

Das Aquarium für diese Wasserschildkröte sollte bei Männchen mindestens eine Länge von 120 cm aufweisen. Für Weibchen sind Aquarien mit mindestens 160 x 60 x 60 cm zu empfehlen. Jungtiere können anfangs in kleineren Becken untergebracht werden. Da es sich bei Chinesischen Streifenschildkröten um gute Schwimmer handelt sollte der Wasserstand so hoch wie möglich gewählt werden, mindestens jedoch der doppelten Panzerlänge der größten gepflegten Schildkröte entsprechen.

Chinesische Streifenschildkröte im Aquarium

Sauberes Wasser ist für diese Wasserschildkröte sehr wichtig, neigt sie doch zu Hautkrankheiten und Nekrosen. Es sollte daher über einen großzügig dimensionierten Außenfilter gefiltert werden. Weil durch die Verfütterung von Pflanzen das Wasser stark belastet wird, hat man mit Innenfiltern nicht lange Freude. Ein regelmäßiger Wasserwechsel ist jedoch auch bei dem besten Filter nötig, etwa alle zwei Wochen die Hälfte des Wassers sollte es sein. Zur Beheizung des Wassers sind Heizstäbe aus dem Zoohandel geeignet.

Für den Landteil gibt es verschiedene Möglichkeiten. Gut geeignet sind beispielsweise Landteile aus Kork oder Weidenholzbrücken. Der Sonnenplatz muss unbedingt trocken sein, so dass beim Sonnen auch der Bauchpanzer der Schildkröte abtrocknen kann. Wenn geschlechtsreife Weibchen gepflegt werden ist auch ein Eiablageplatz erforderlich, dieser kann aus einer Wanne, gefüllt mit feuchtem, bestehen. Die Substratschicht muss mehr als 20 cm dick sein, denn in 15-20 cm Tiefe werden von den Weibchen die Eier abgelegt. Die Wanne wird in das Aquarium eingehängt oder auf einen Steinaufbau im Aquarium gestellt, die Wanne muss über eine Lauframpe erreichbar sein.

Auf den Aquarien-Boden kann man eine Schicht Kies oder Sand verteilen, zur einfacheren Reinigung kann man jedoch auch darauf verzichten, dann streiche ich den Aquarienboden von außen dunkel an, so kommt es nicht zu Spiegelungen.

Bauchpanzer (Plastron) einer männlichen Chinesischen Streifenschildkröte (Mauremys sinensis)

Beleuchtung

Diese Art ist ein regelrechter Sonnenanbeter, eine Beleuchtung mit einer Halogenmetalldampflampe (HQI) ist unbedingt zu empfehlen. Auf dem Landteil sollte man unbedingt einen Sonnenplatz anbieten auf dem etwa 40-45°C mittels eines Spots oder der HQI erreicht werden.

Für Jungtiere und Männchen von Mauremys sinensis genügt bereits eine 35 W-Lampe, wie beispielsweise Solar Raptor HID* oder Exo Terra Sun Ray*. Für Chinesische Streifenschildkröten mit einer Panzerlänge von 15 cm und mehr empfiehlt sich jedoch eine 70 W HQI. Ein schönes Set ist das Lucky Reptile Bright Sun Set Turtle*. Alternativ dazu kannst du dieses Komplett-Set mit 35, 50 oder 70 Watt* nehmen und es gegebenenfalls mit dieser Hängefassung* noch optimieren.

Ernährung

Die Chinesische Streifenschildkröte ist ein Gemischtköstler, Jungtiere (bis 12 cm) und Männchen fressen etwas mehr tierische Futtermittel, müssen aber auch immer Zugang zu Wasserpflanzen haben.

Der pflanzliche Futteranteil sollte bei Weibchen 90-100 % betragen, bei männlichen Streifenschildkröten hingegen nur 40-50 %.

Weibliche Streifenschildkröten sollten fast nur mit pflanzlichen Futtermitteln, wie Wasserpflanzen, Salaten und Wildkräutern, ernährt werden. Während der etwas kälteren Übergangszeiten nehmen jedoch auch Weibliche Mauremys sinensis etwa ein Drittel tierische Futtermittel zu sich, in Form von getrockneten Futtertieren, Frostfutter und Lebendfutter.

Wenn Chinesische Streifenschildkröten die Pflanzen nicht gut annehmen, so kann man auch von Sera die Pellets Turtle Adult Nature* gelegentlich zur Rohfaser-Versorgung nutzen. Diese Pellets enthalten mehr Rohfaser als andere Wasserschildkrötensticks, unter anderem durch die enthaltenen Wasserlinsen.

Streifenschildkröten leiden häufig unter einem Vitamin A-Mangel, daher sollten sie einmal pro Woche mit geriebener Möhre gefüttert werden.

Zur Kalzium-Versorgung muss immer ein Sepia-Schulp im Aquarium schwimmen.

Die Chinesische Streifenschildkröte wird auch „Bunte Dreikielschildkröte“ genannt

Temperatur und Überwinterung

Das Verbreitungsgebiet der Chinesischen Streifenschildkröte ist relativ groß, daher sind sie in ihrer Heimat an unterschiedlichste Temperaturen angepasst. Im Süden ihres Verbreitungsgebietes, in Vietnam, sinkt die Tagesmitteltemperatur auch im Winter nicht unter 20 °C. Im nördlichen Teil des Verbreitungsgebietes hingegen sind über vier Monate unter 10 °C. Da muss man einen Kompromiss finden. Ich überwintere meine Chinesischen Dreikielschildkröten für drei Monate bei 10-15 °C.

Im Jahresverlauf haben meine Streifenschildkröten folgende Temperaturen und Beleuchtungslängen:

MonatLicht-
Länge
Wasser-
Temp.
Januar0 h10-15 °C
Februar0h10-15 °C
März6 h17-20 °C
April8 h21 °C
Mai10 h24 °C
Juni13 h27 °C
Juli13 h28 °C
Aug.11 h28 °C
September10 h25 °C
Oktober8 h22 °C
November5/3/1/0 h17-20 °C
Dezember0 h10-15 °C

Mehr Informationen zur Überwinterung findest du auf der Seite Temperatur und Beleuchtungslänge sowie den anderen Unterseiten der Überwinterungs-Rubrik. Grundsätzlich ist auch eine Verminderte Aktivitätsphase (statt einer „richtigen“ Überwinterung) für Chinesische Streifenschildkröten möglich.

Kopf-Ansicht einer Chinesischen Streifenschildkröte (Mauremys sinensis)

Gruppenhaltung

Eine gemeinsame Haltung mit anderen Arten ist abzulehnen. Untereinander kann die gemeinsame Haltung von weiblichen Streifenschildkröten klappen, wenn das Aquarium groß genug ist, muss aber nicht. Einzelhaltung ist jedoch immer vorzuziehen. Männchen sollten grundsätzlich einzeln gehalten werden.

Was sonst bei einer eventuellen Gruppenhaltung zu beachten ist, ist auf der Seite häufige Fehler beschrieben. ARTNER (2000) berichtet, dass bereits Jungtiere der Streifenschildkröten untereinander aggressiv sind und er sie daher einzeln aufzieht.

Zucht

Weibliche Streifenschildkröten erreichen mit etwa 20 cm Panzerlänge die Geschlechtsreife. Männchen sind bereits ab 12 cm Panzerlänge geschlechtsreif (SCHILDE 2007). Beim Zuchtpaar von ARTNER (2000) hatte das Männchen eine Panzerlänge von 13,8 cm bei 390 g, das Weibchen wog 1516 g und war 22,0 cm lang. Die männlichen Streifenschildkröten von TWARDAK (2010) waren 14,4-15,2 cm lang und wogen 346-515 g, seine Zuchtweibchen hatten eine Panzerlänge von 25,2-26,5 cm und wogen 2120-2310 g.

Zur Verpaarung werden die Tiere im Frühjahr für ein paar Tage zusammengesetzt, eventuell auch schon einmal im Herbst. Hat man ein sehr rabiates Männchen, so sollten die Wasserschildkröten nur unter Beobachtung zusammen gelassen werden.Es sind mehrere Gelege pro Jahr mit jeweils fünf bis 20 Eiern möglich.

Bei einer Inkubationstemperatur von 25 °C schlüpfen fast nur Männchen aus den Eiern. Werden die Eier hingegen bei 33 °C bebrütet, so schlüpfen ausschließlich Weibchen. Die meisten lebenden Schlüpflinge erreicht man allerdings bei 27 °C Bruttemperatur (RONG et al. 2014). Bei 29 °C beträgt die durchschnittliche Inkubationsdauer 54,5 Tage (ARTNER 2000).

Einige Tage nach dem Schlupf sind Streifenschildkröten durchschnittlich 35-39 mm lang und wiegen 10-13 g (ARTNER 2000). Schlüpflinge haben auffällig lange Schwänze, wie viele Arten der Gattung Mauremys.

Buchtipps

Wasserschildkröten-Fibel von Xaver Wapelhorst

Die Wasserschildkröten-Fibel richtet sich an Einsteiger in dieses wunderbare Hobby und handelt schwerpunktmäßig von Arten die häufig im Zoohandel sind oder sich besonders gut zur Haltung als Heimtier in der Wohnung eignen. Natürlich ist auch die Chinesische Streifenschildkröte im Buch vertreten

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Die Chinesische Streifenschildkröte von Maik Schilde

„Die Chinesische Streifenschildkröte“ aus der Art-für-Art-Reihe des Natur und Tier-Verlages von Maik Schilde ist ein kleines, aber feines, Büchlein über diese Art.

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Asiatische Sumpfschildkröten von Maik Schilde

„Asiatische Sumpfschildkröten. Die Familie der Geomydidae in Südostasien, China und Japan“ von Maik Schilde aus dem Natur und Tier-Verlag. Wenn man etwas mehr erfahren möchte, so sei dieses Buch empfohlen. Es ist auch ideal als Ergänzung zu den zuvor genannten Büchern. Es behandelt weit aus mehr als nur Streifenschildkröten, nämlich die Familie Geomydidae, die Asiatischen Sumpfschildkröten.

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Verwendete und weiterführende Literatur

ARTNER, H. (2000): Regelmäßige Nachzucht von Ocadia sinensis (GRAY, 1834) im Terrarium, S. 117 – 122. In: Artner, H. und E. Meier: Grosses Schildkrötensymposium. 5. Jahrestagung der Schildkrötenfreunde Österreich, Salzburg. NTV-Verlag.

BLANCK, T. & T. KREMSER (2008): Erstfund von Ocadia sinensis (GRAY, 1843) auf der Insel Lamma, Hongkong (China), mit Bemerkungen über Verbreitung, Habitate, Gefährdung und Vermehrung in Menschenobhut in China. – Radiata 17 (4): S. 2-18.

CHEN & LUE (1998): Ecology of the Chinese stripe-necked turtle, Ocadia sinensis (Testudines: Emydidae), in the Keelung River, northern Taiwan.- Copeia 1998 (4): S. 944-952.

CHEN & LUE (1999): Food habits of the Chinese stripe-necked turtle, Ocadia sinensis, in the Keelung River, northern Taiwan.- Journal of Herpetology 33 (3): S. 463-471.

MÜLLER, M. (1996): Handbuch ausgewählter Klimastationen der Erde. – Trier (Forschungsstelle Bodenerosion der Universität Trier Mertesdorf [Ruwertal] 5) 400 S.

PFAU, B. & J. WIECHERT (2003): Gedanken zur Fütterung von Wasserschildkröten.- Emys, St. Pölten, 10 (4): S. 4-50.

RONG, Y. Y., LING, L., FU, L. R., & SHI, H. T. (2014): Effects of Temperature on Incubation and Sexual Determination in Turtle Mauremys sinensis. – Fisheries Science, (6), S. 9.

SCHILDE, M. (2007): Die Chinesische Streifenschildkröte, Ocadia sinensis (Mauremys sinensis). – Natur und Tier-Verlag (Münster), 61 S.

TWARDAK, J. (2010): Haltung und Nachzucht der Chinesischen Streifenschildkröte, Ocadia sinensis. – Radiata 19 (1): S. 53-64.

TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP [Rhodin, A.G.J., J.B. Iverson, R. Bour, U. Fritz, A. Georges, H.B. Shaffer & P.P. van Dijk] (2017): Turtles of the World: Annotated Checklist and Atlas of Taxonomy, Synonymy, Distribution, and Conservation Status (8th Ed.). – In: Rhodin, A.G.J., J.B. Iverson, P.P. van Dijk, R.A. Saumure, K.A. Buhlmann, P.C.H. Pritchard & R. A. Mittermeier (Hrsg.): Conservation Biology of Freshwater Turtles and Tortoises: A Compilation Project of the IUCN/SSC Tortoise and Freshwater Turtle Specialist Group. – Chelonian Research Monographs 7: S. 1–292.