LED für Wasserschildkröten

LEDs sind als Grundbeleuchtung für Reptilien geeignet. Aber zwei wichtige Komponenten einer Reptilien-Lampe fehlen grundsätzlich: Wärmestrahlung und UV-B-Licht. In „normalen“ LEDs fehlt außerdem UV-A-Licht. Sprich: LEDs machen nur sichtbares Licht, mehr nicht.

Wasserschildkröten erwarten von einer Lampe: sichtbares Licht, Wärmestrahlung, UV-A- und UV-B-Strahlung

LED-Empfehlung

Von Solar Raptor gibt es eine LED mit UV-A unter dem Namen SunStrip Reptile. Diese ist für Wasserschildkröten sicherlich die beste Wahl, was LEDs angeht. Es gibt sie in vier verschiedenen Längen (45, 55, 75, 115 cm). Diese LED haben pro Meter 35 Watt, dass heißt, die 75 cm LED hat 27 Watt.

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Die Reptilien-LED mit UV-A-Anteil ist relativ teuer. Wenn du den Nachteil, dass deine Wasserschildkröte vielleicht kein weißes Licht hat in Kauf nehmen möchtest, dann gibt es günstigere Aquarien-LEDs ohne UV-A.

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LEDs eigenen sich vor allem zur Beleuchtung des Wassers, wie bei dieser Nackenstreifen-Moschusschildkröte (Sternotherus minor peltifer)

Über LEDs Allgemein

Der Trend in Sachen Beleuchtung überhaupt sind LEDs. Auch für Wasserschildkröten werden sie gerne eingesetzt. Doch ist das überhaupt sinnvoll? Eigentlich nicht. Zumindest nicht mit den LEDs die meistens genutzt werden. Denn LED ist nicht gleich LED.

LED ist eine Abkürzung und steht für light-emitting diode, also Leuchtdiode

LEDs sind immer nur als zusätzliche Beleuchtung geeignet, nicht als alleinige Lampe für Reptilien. Wirklich nötig sind LEDs für Wasserschildkröten nicht. Im Wasser möchten sie es gar nicht übertrieben hell haben. Aber: wenn du dein Aquarium bepflanzen möchtest, dann sind LEDs eine sinnvolle Ergänzung. Eine LED kann aber nie ein Ersatz für eine Halogen-Metalldampf-Lampe mit UV-Anteil sein.

Anatomie des Auges

Um zu verstehen, was ich im Weiteren hier über LEDs schreibe, muss man ein paar Grundzüge der Anatomie des Wirbeltierauges kennen. Nun, zum empfangen des Lichtes im Auge ist die Netzhaut da. In der Netzhaut wird das Licht in Nervenimpulse umgewandelt und zum Gehirn geschickt. Die Netzhaut hat zwei Typen von Photorezeptoren (die das Licht detektieren): Stäbchen und Zapfen. Für schwaches Licht (Dämmerung, Nacht) sind die Stäbchen zuständig, sie können allerdings keine Farben unterscheiden. Für das Farbsehen bei mehr Licht sind die Zapfen zuständig. Der Mensch hat drei Zapfentypen: S-, M- und L-Zapfen. Der Mensch ist daher ein Trichromat (griechisch: tri für drei und chroma für Farbe). Mit dem S-Zapfen sehen wir blau, mit dem M-Zapfen grün und mit dem L-Zapfen rot. Je nachdem wie viel Licht diese Zapfen detektieren sehen wir jede Farbe etwas anders, aber sie wird in unserem Gehirn immer aus diesen drei Farben zusammengemischt. Wenn wir weißes Licht sehen, dann werden alle drei Zapfen gleichmäßig angesprochen. Weißes Licht ist also nicht wirklich weiß, sondern besteht aus allen Farben. Das kennst du auch: bei einem Regenbogen wird das Sonnenlicht durch Regentropfen in die einzelnen Farben aufgespalten.

Reptilien können UV-A-Licht sehen, Menschen nicht!

Reptilien sind Tetrachromaten (griechisch: tetra für vier und chroma für Farbe), das bedeutet, dass Reptilien vier verschiedene Zapfen haben. Zusätzlich zu den Zapfen die der Mensch auch hat, haben Reptilien noch einen UV-Zapfen. Mit diesem zusätzlichen Zapfen können Wasserschildkröten UV-A-Licht sehen! Für das Farbsehen von Reptilien mischt das Reptiliengehirn also aus vier Farben etwas zusammen.

Aber filtert Wasser nicht das Licht?

Ja, je tiefer man unter Wasser ist, desto weniger Farben sind sichtbar. Dieses Phänomen heißt Farbabsorption. Als erstes wird Infrarot (also Wärmestrahlung) vom Wasser herausgefiltert. Schon in einer Wassertiefe von einem Meter ist es weg. Dann wird das sichtbare Rot herausgefiltert, bei einer Wassertiefe von mehr als fünf Metern fehlt rot. So geht es mit den Farben des Regenbogens dann weiter. Als nächstes fehlt orange (ab 15 m), dann gelb (ab 30 m), danach grün (ab 50 m) und dann blau (ab 60 m). Wirklich frei von Sonnenlicht ist die Tiefsee erst in einer Wassertiefe von mehr als 1000 m.

Als letztes wird das UV-Licht herausgefiltert, erst in einer Wassertiefe von deutlich mehr als 60 Metern wird UV-Licht vom Wasser herausgefiltert. So tief lebt aber keine Süßwasserschildkröten. Also kennen Wasserschildkröten in der Natur es so, dass auch im Wasser UV-A für sie sichtbar ist. Daher halte ich es für empfehlenswert, dass auch im Aquarium das Wasser nicht nur mit sichtbarem Licht, sondern auch mit UV-A-Licht beleuchtet wird.

RGB-LED

Die Abkürzung RGB steht für Rot, Grün und Blau. Also genau die Farben für die wir Menschen Zapfen im Auge haben. Bei RGB-LEDs werden immer drei LEDs kombiniert, jeweils eine rote, eine grüne und eine blaue LED. Die Mischung dieser drei Farben nehmen wir als weißes Licht war. Aber: Reptilien haben ja einen zusätzlichen Zapfen und bräuchten noch zusätzlich eine UV-LED, damit sie dieses Licht auch als weißes Licht wahrnehmen. Daher sind RGB-LEDs für Reptilien nicht gut geeignet.

weiße LED

Bei weißen LEDs handelt es sich eigentlich um blaue LEDs. Aber es gibt eine zusätzliche Lumineszenzschicht. Das blaue Licht regt einen Farbstoff zum Leuchten an, so dass es beim Spektrum des Lichtes einen Peak im blauen Bereich gibt, aber auch alle anderen Farben sind vertreten. Der Leuchtstoff wandelt also einen Teil des blauen Lichtes in grünes, gelbes und rotes Licht um. Dadurch sehen wir das Licht dann als weiß. Aber: Reptilien haben einen zusätzlichen Zapfen, würden also auch UV-Licht sehen, das wird von den weißen LEDs nicht abgegeben. Das was wir mit drei Zapfen im Auge als weiß sehen, sehen Reptilien mit ihren vier Zapfen daher als ein farbiges Licht. Daher sind weiße LEDs für Reptilien nicht gut geeignet.

LED-Leiste mit weißen LEDs

Mit so einem Lumineszenz-Farbstoff funktionieren übrigens auch Leuchtstoffröhren. Abhängig vom ausgewählten Farbstoff kann sich die Lichtfarbe der LED (bzw. der Röhre) dann unterscheiden. Deswegen gibt es diese Lampen mit einem eher gelblichen, mit einem weißen oder auch mit einem eher bläulichen Licht. Das nennt man Lichtfarbe. Das Spektrum der weißen LEDs ähnelt übrigens auch dem Spektrum von Leuchtstoffröhren.

Mit LED als Zusatzbeleuchtung ausgestattetes Schildkrötenaquarium

SMD-LED

Bei SMD-LEDs handelt es sich um Surface mounted Device, weißte Bescheid. Auf deutsch heißt es oberflächenmontiertes Bauelement. Noch Fragen? Eigentlich heißt es, dass diese LED nicht eine Fassung haben, mit der sie irgendwo reingesteckt werden, sondern sie werden direkt auf eine Platine aufgelötet. Es kann sich bei SMD-LEDs sowohl um RGB- als auch um weiße LEDs handeln. Die Angabe des Herstellers, dass es SMD-LEDs sind hilft dir also nicht weiter.

PAR-LEDs

PAR steht für photosynthetisch aktive Strahlung, das Spektrum dieser LED ist also für die Photosynthese von Pflanzen optimiert, nicht für Tiere. Das Licht wirkt für Menschen rötlich. PAR-LEDs sind nicht für Reptilien geeignet.

Reptilien LEDs

Nur weil sie für Reptilien „entwickelt“ wurden, heißt es nicht, dass sie auch besser sind. Die Frage ist ohnehin, sind sie für Reptilien entwickelt worden oder ist nur auf die Verpackung ein Reptil abgedruckt worden? Eine LED für Reptilien sollte auch UV-A-Licht enthalten. Wenn eine LED das tut, dann schreiben die Hersteller bzw. Verkäufer das auch gerne drauf, denn es ist nicht Standard. Im Grunde handelt es sich um weiße LED (siehe oben) mit zusätzlichen LEDs die UV-Licht abgeben. Inzwischen gibt es solche LEDs sogar zu kaufen.

Gibt es LED mit UV-B-Licht?

Ja, tatsächlich. Aber ein oft erwähnter Vorteil von LED-Lampen ist ja, dass sie keine bzw. wenig Wärme abgeben. Das wird hier zum Nachteil. Für die Bildung von Vitamin D benötigen Schildkröten nicht nur UV-B-Licht, sondern auch Wärme. Daher muss man eine LED die UV-B-Licht abgibt mit einer Wärmelampe kombinieren. Dann ist es wieder einfacher gleich eine Halogen-Metalldampf-Lampe mit UV-Anteil zu verwenden. Zumal die LEDs mit UV-Anteil in der Regel mit niedrigen Watt-Stärken angeboten werden, somit auch nicht allzu viel Licht liefern.

Gut geeignet sind die UV-LED hingegen für die Beleuchtung des Wasserteils, insbesondere bei Schildkröten die sich nicht viel sonnen, um ihnen dennoch ein paar UV-Strahlen zu gönnen. Allerdings fördert UV-Licht auch etwas das Algenwachstum.

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Wie bei allen UV-Lampen lässt der UV-Anteil mit der Zeit etwas nach. Nach bisherigen Erkenntnissen liegt er nach ein paar Monaten noch bei 80 % der Ausgangsleistung. Nach WUNDERLICH unterscheidet sich das Spektrum der Dragon-LED im UV-B-Bereich deutlich vom Spektrum der Sonne, so dass nicht klar ist wie gut die Lampe für die Vitamin-D-Bildung ist.

In den nächsten Jahren werden sicherlich noch einige neue LEDs für Reptilien auf den Markt kommen, so dass es zukünftig vielleicht gut geeignete Lampen gibt. Derzeit rate ich von LEDs zur UV-B-Versorgung ab und empfehle eine Halogen-Metalldampf-Lampe mit UV-Anteil.

Mondlicht-LED

Bei Mondlicht-LEDs handelt es sich um schwache blaue LED-Lampen. Wenn du überlegst so etwas anzuschaffen: spar dir das Geld. Blaues Licht ist nicht das Licht, was der Mond abgibt. Wir sehen nachts nur keine Farben über unsere Zapfen, sondern nur mit unseren Stäbchen. Aber eigentlich handelt sich beim Mondlicht um Licht von der Sonne, das der Mond nur reflektiert. Also mit dem vollen Farbspektrum.

Blaue Mondlicht-LEDs

Hast du bei deinem Handy den Blaufilter abends aktiviert? Das hat ja einen Grund: blaues Licht greift immens in unseren Tag-Nacht-Rhythmus ein, da es die Produktion von Melatonin beeinflusst (dem „Schlaf-Hormon“). Daher ist es nicht sinnvoll einem Reptil nachts blaues Licht zu bieten, da es einen starken Einfluss auf den Tag-Nacht-Rhythmus hat. Übertrieben und plakativ gesagt: blaues Licht macht die Nacht zum Tage.

Link

Es ist egal zu welchem Lampentyp oder welcher Frage zur Beleuchtung man sich genauer beschäftigen möchte, auf www.licht-im-terrarium.de gibt es Infos ohne Ende.

Literatur

Wunderlich, S. (2015): LEDs – wirklich die bessere Alternative in der Terrarienbeleuchtung? – Terraria/Elaphe 56, S. 26–34.

Wunderlich, S., T. Griffiths & F. Baines (2023): UVB-emitting LEDs for reptile lighting: Identifying the risks of nonsolar UV spectra. – Zoo Biology, S. 1–14.